Es gibt Dinge, denen schenkt man einfach kaum Beachtung, sie sind einfach da. Verpackungen für Waschmittel sind so etwas. Man nimmt sie aus dem Regal, legt sie in den Einkaufswagen und dann hat man sie auch meistens schon wieder vergessen. Dass sich hinter allen Schritten der Nutzung – vom Einkauf bis zum Verbrauch zu Hause – ein Prozess effizienter Optimierung verbirgt, ist den meisten Menschen wohl kaum bewusst. Wir haben uns mit Gabriele Hässig, Geschäftsführerin Kommunikation und Nachhaltigkeit von Procter & Gamble, genau darüber unterhalten. Sie erklärt, wie man mit Verpackungsdesign Produkte nicht nur besser nutzbar und nachhaltiger machen kann, sondern auch inklusiver.
robotspaceship: Innovation und Waschmittel – ist das für viele eine naheliegende Kombination?
Gabriele Hässig: Waschmittel ist für viele ein absolutes Alltagsprodukt. Was viele nicht wissen: In den neuen Waschmitteln steckt viel Innovation – vor allem mit Blick auf Nachhaltigkeit. In unserem Forschungszentrum in Brüssel treiben 600 Wissenschaftler:innen und Ingenieur:innen vieles voran. Und grade aufgrund des hohen Alltagsbezugs liegt hier ein besonderer Hebel für Nachhaltigkeit.
Wie sieht Innovation hier im Speziellen denn aus?
Unsere Expertenteams schauen sich vor allem zwei Bereiche an: Einmal das Produkt selbst, also das Waschmittel, und parallel die Verpackung.
Dann würde ich sagen, wir gehen der Reihe nach. Was bedeutet Innovation beim Waschmittel selbst?
Hier muss ich etwas ausholen. Für unsere Waschmittel haben wir uns die Ökobilanz des Wäschewaschens sehr genau angesehen. Denn nur mit dieser ganzheitlichen Betrachtung können wir herausfinden, wo die wirksamsten Hebel für mehr Nachhaltigkeit liegen. Anders gesagt: Es geht um Impact und darum, wie wir den Menschen eine möglichst nachhaltige Wäschepflege ermöglichen können.
Jetzt bin ich gespannt!
Das klare Ergebnis der Ökobilanz: Beim Wäschewaschen hat die Waschtemperatur den größten Einfluss auf den Energieverbrauch. Bis zu 60 Prozent des CO₂-Fußabdrucks des Wäschewaschens sind auf den eigentlichen Waschzyklus zurückzuführen, vor allem auf das Erhitzen des Wassers. Deshalb entwickeln wir unsere Ariel und Lenor Waschmittel so weiter, dass sie auch bei niedrigen Temperaturen wie 30 °C zuverlässig hygienisch saubere Waschergebnisse liefern.
Das klingt spannend. Wie genau funktioniert das?
Also gut, innovation deep dive: In den Formulierungen unserer Waschmittel setzen wir neben Tensiden auf Enzymproteine. Warum sorgt das für mehr Nachhaltigkeit? Enzyme funktionieren in einem großen Temperaturspektrum – eben auch bei niedrigen Temperaturen wie 30 °C. Die in Ariel eingesetzten Enzyme haben unterschiedliche Aufgaben. Eines dieser Proteine ist z.B. dafür zuständig, die Verbindungen zwischen Verschmutzungen zu lösen. Das funktioniert ähnlich, wie wenn man den Mörtel aus einer Mauer entfernt, dann bricht die Mauer zusammen. Im Fall des Wäschewaschens lassen sich Verschmutzungen leicht von der Wäsche lösen. Das funktioniert mit all unseren Ariel und Lenor Waschmitteln. Unsere nachhaltigste Form sind allerdings die All-in-1 PODS, also die Waschmittelkapseln.
Was macht die PODS denn so nachhaltig?
PODS sind unsere kompakteste Waschmittelform. Das bedeutet, wir bekommen mehr Waschladungen auf jeden Lkw, der unser Werk verlässt – und damit sparen wir Lkw-Kilometer und natürlich CO2-Emissionen. Hinzu kommt, dass wir für PODS aufgrund ihrer Kompaktheit weniger Verpackungsmaterial benötigen. Wir erreichen hier also mit weniger deutlich mehr: hygienisch saubere Wäsche mit wenig Waschmittel bei niedrigen Temperaturen. Das schont nebenbei auch die Textilien, insbesondere Farben bleiben bei niedrigeren Temperaturen deutlich länger schön. Viel einfacher ist Waschen mit PODS zudem auch. Denn so ein POD ist perfekt vordosiert für eine volle Ladung mit vier bis fünf kg Wäsche.
Aber mal ehrlich: Braucht es das wirklich? Mein Pulver- oder Flüssigwaschmittel kann ich doch viel genauer dosieren.
Wir sprechen sehr häufig mit denen Menschen, die unsere Produkte in ihrem Alltag verwenden. Daher wissen wir, dass viele sich mit dem Dosieren schwertun. Und das ist nicht ideal. Wenn ich zu wenig Waschmittel verwende, wird die Wäsche möglicherweise nicht sauber und ich muss nochmal waschen. Verwende ich zu viel, verschwende ich Waschmittel und belaste die Umwelt unnötig. Dafür sind die PODS eine sehr gute Lösung.
Wie nehmen die Leute die PODS an?
Die Marktdurchdringung liegt bei rund 20 Prozent. Wir arbeiten kontinuierlich daran, diesen Anteil zu steigern. Eben weil wir wissen, dass PODS unsere nachhaltigste Waschmittelform sind. Am wichtigsten aber ist: Waschen mit kaltem Wasser ist der größte Hebel, Strom zu sparen und CO₂-Emissionen zu senken. Das geht natürlich auch mit Ariel Pulver- oder Flüssigwaschmittel.
Ich würde dann gerne einmal auf die Verpackungen eingehen – was hat es damit auf sich?
Es stellt sich immer die Frage, wie verpacken wir unser Waschmittel. Und die hat sich mit den PODS natürlich ganz neu gestellt, weil das Waschmittel einfach in neuer Form ins Supermarktregal musste.
Wie geht man das an?
Wir klären erst einmal die Voraussetzungen, die wir erfüllen müssen. Im Fall der PODS heißt das: Die PODS müssen vor Feuchtigkeit geschützt sein, und die Verpackung muss kindersicher sein. Mit der ersten Verpackung aus Kunststoff haben wir dann gelernt, dass manche Menschen die Verpackungen nicht immer verschließen, weil sie sie nur schwer wieder geöffnet bekommen. Nun leben in vielen Haushalten aber kleine Kinder, die alles greifen, was in ihrer Reichweite ist. Deshalb sagen wir ganz klar, dass alle Wasch- und Reinigungsmittel immer so aufbewahrt werden sollen, dass Kinder keinen Zugang haben. Bei den PODS ist es uns wichtig gewesen, eine zusätzliche Sicherung einzubauen: mit einer kindersicheren Verpackung.
Das klingt doch recht banal, wenn ich das mal salopp sagen darf!
Nicht alles, was einfach klingt, ist auch einfach umsetzbar. Wenn Verpackungen kindersicher sind, ist es oft nicht ganz einfach, sie zu öffnen. Wenn Erwachsene sie deswegen geöffnet ins Regal zurückstellen, ist das nicht in unserem Sinne. Hier ist der Einfallsreichtum und tiefes technisches Verständnis unser Entwickler:innen gefragt.
Woher wisst ihr das denn?
Unsere Entwickler:innen versuchen immer herauszufinden, wie der Alltag der Menschen aussieht und wie sie ihn dann besser machen können. Und das machen wir in vielerlei Form: Wir besuchen die Menschen zu Hause, wir lassen sie Tagebücher führen, wir begleiten sie beim Einkaufen, wir machen Tests mit Prototypen, wir befragen Fokusgruppen. Alle Innovation beginnt beim Verständnis der alltäglichen Anforderungen der Menschen.
Ihr geht mit den Leuten wirklich in den Supermarkt?
Na klar! Wie sonst sollen wir verstehen, wie so ein Besuch abläuft, wo die Leute hinblicken, was sie interessiert, was und wie sie wahrnehmen…
Das klingt sehr, sehr aufwändig.
Ist es auch. Aber es ist jede Mühe wert. Und es geht ja auch noch weiter.
Wie?
Ich sagte ja, die Herausforderung ist, dass wir eine Verpackung brauchen, die nicht nur kindersicher und gleichzeitig für alle Erwachsene leicht zu öffnen und zu schließen ist, sie soll ja auch noch komplett recyclingfähig sein. Hinzukommt: In den Entwicklungsprozess fließen zudem noch die Überlegungen unseres Equality- and Inclusion-Teams ein.
Was heißt das?
Wir haben ein Team an Forscher:innen, das dafür sorgt, dass unsere Verpackungen für immer mehr Menschen zugänglich werden. Wir haben in diesem Team sehr viele, sehr inspirierende Leute. Eine Person möchte ich hervorheben, das ist Sam Latif aus Großbritannien. Sie ist blind und hat vor ca. zehn Jahren in unserer Forschung und Entwicklung angefangen. Zuerst mussten wir einmal dafür sorgen, dass sie bei uns die Infrastruktur bekommt, um gut arbeiten zu können. Das ist ein Lernprozess, der uns als Unternehmen für Blinde jetzt aber viel zugänglicher gemacht hat. Das ist das eine.
Und das andere…
… ist, dass sie uns darauf gebracht hat, dass wir unserer Verpackungen für Blinde verbessern. Das sind etwa taktile Symbole an den Seiten, dass sie ertasten können, dass es sich auch wirklich um Waschmittel handelt. Oder Codes, die von der Navilens App des Smartphones erkannt werden, die Menschen mit Sehbehinderungen dann vorliest, was das für Produkte und welche Inhaltsstoffe enthalten sind. All das leistet die Kartonverpackung unserer Ariel und Lenor PODS: Sie ist kindersicher, leicht zu öffnen und zu verschließen, auch für Menschen mit motorischen Einschränkungen, nachdem der letzte POD verbraucht ist, wandert sie einfach ins Altpapier – und Menschen mit einer Sehbehinderung können sehr einfach alle Informationen zu unserem Waschmittel abrufen.
Wie kriegt ihr Feedback, ob das dann auch alles funktioniert, was ihr euch ausdenkt?
Das macht dann die nächste Abteilung in dem Prozess, der Kundenservice. Und soll ich dir was sagen? Dort kommen normalerweise fast nur Beschwerden an. Aber für die PODS in dieser Verpackung nicht – da rufen die Leute an und loben uns. Das zeigt, dass wir da sehr gut gearbeitet haben. Und das sind die Komplimente, auf die wir besonders stolz sind und die uns besonders motivieren.
Wer ist Gabriele Hässig?
Gabriele Hässig ist die Geschäftsführerin Kommunikation und Nachhaltigkeit bei Procter & Gamble. Sie ist verantwortlich für alles rund um die Kommunikation von P&G und der Marken, die der Konzern in sich vereint.